Das Thema Vielfalt – auch Diversität genannt – spielt in der Gesellschaft, aber auch in Unternehmen wie TÜV Rheinland eine wichtige Rolle. Denn Diversität (oder ihr Fehlen) beeinflusst die Zusammenarbeit der Menschen und prägt die gesamte Unternehmenskultur. Darüber hinaus geht es darum, das Allgemeine Gleichstellungsgesetz umzusetzen und die Belegschaft zu schützen. Und nicht zuletzt steht für Unternehmen auch das eigene Image auf dem Spiel.

Ciao, Schubladendenken

Ich glaube, insgesamt müssen wir lernen, noch weniger in Schubladen zu denken und Vorurteile zugunsten eines offenen Miteinanders abzustreifen – auch wenn das manchmal schwerfällt. Gesetze können dazu beitragen, die Vielfalt zu fördern. In diesem Sommer hat sich in diesem Bereich so einiges in der deutschen Gesellschaft getan, und das wird hoffentlich auch in den Köpfen schöne bunte Früchte tragen.

Wo fange ich an? Mit dem Paragraphen 175.

Der umstrittene Paragraph 175 des deutschen Strafgesetzbuches stellte ab 1872 homosexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. Er wurde erst vor 23 Jahren(!), im Juni 1994, abgeschafft. Bis dahin wurden homosexuelle Männer per se strafrechtlich ungleich behandelt.

Der Paragraph hatte erhebliche – auch berufliche – Auswirkungen für die Betroffenen. Denn alle nach Paragraph 175 Verurteilten galten als vorbestraft. Damit konnten viele ihren Beruf nicht mehr ausüben, Karrieren und sogar ganze Existenzen wurden zerstört.

Und das Gesetz trug mit dazu bei, dass – nachvollziehbarerweise – schwule Männer ihre Identität gegenüber den Arbeitgebern und Kolleginnen oder Kollegen oft nicht preisgaben. Ein Doppelleben für die Arbeit.

Endlich Entschädigung für die Opfer

Heute – mehr als zwei Jahrzehnte nachdem der Paragraph aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wurde – wird anerkannt, dass es sich um einen Unrechtsparagraphen handelte.

Im März 2017 hat das Justizministerium deshalb die Entschädigung und Rehabilitierung der geschätzt mehr als 60.000 Opfer beschlossen. Ich glaube, es kann sich jeder gut vorstellen, welch große emotionale und praktische Bedeutung dieser Beschluss für die Betroffenen hat.

Ehe für alle beschlossene Sache!

Und dann kam der zweite Knaller dieses Jahres: Im Sommer 2017, rechtzeitig vor der Bundestagswahl und rechtzeitig vor dem Christopher Street Day, wurde endlich die „Ehe für alle“ verabschiedet! Was für ein Jubel! Letzten Freitag, am 21. Juli, hat Bundespräsident Steinmeier das Gesetz unterschrieben – damit wird es aller Voraussicht nach Anfang Oktober in Kraft treten.

Warum ist die Ehe für alle so wichtig?

Es ist richtig, dass gleichgeschlechtliche Paare in der Bundesrepublik schon seit 2001 eine so genannte „eingetragene Partnerschaft“ eingehen können, die inhaltlich schrittweise an die Ehe angeglichen wurde. Doch ein großer Nachteil blieb: Verpartnerte Menschen heißen nunmal nicht Eheleute.

Wenn sie ihre Verpartnerung also ihrer Personalabteilung meldeten, mussten sie sich damit zwangsweise outen, allein durch die anderslautende Rechtsform. Berufliche Nachteile in einem homophoben Umfeld nicht ausgeschlossen.

Keine Angst mehr bei Dienstreisen

Ein anderes Beispiel sind/waren Dienstreisen: Unter Umständen gehört die Angabe von personenbezogenen Daten nämlich in ein Visum. Ein Zwangsouting für verpartnerte Menschen war die Folge, was je nach Zielland nicht ungefährlich ist. In erschreckend vielen Ländern müssen Menschen, die nicht heterosexuell sind, mit Verfolgung, Inhaftierung, Prügel- oder sogar Todesstrafen rechnen.

Die Verbindung vor dem Gesetz zwischen allen Liebenden gleich zu nennen, beugt an dieser Stelle also vielen möglichen Nachteilen vor.

Unternehmen zeigen Flagge

Kein Wunder, dass man auf den Christopher Street Day Paraden in ganz Deutschland in diesem Jahr frenetisch gefeiert hat. Auf dem CSD in Köln habe ich mich jedenfalls über die ausgesprochen gute Stimmung gefreut.

Außerdem bin ich sehr froh darüber, dass viele große Unternehmen und Konzerne an dieser Demonstration teilgenommen haben. Sie haben damit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezeigt, dass Diversität eine selbstverständlich gelebte Kultur in ihrem Arbeitsumfeld darstellt.

Ich will damit sagen: Offenheit und Akzeptanz verhindern Ausgrenzung und Abgrenzung. Diversität in Unternehmen schafft eine Kultur der Zusammenarbeit. Rechtlich sind wir dieser Selbstverständlichkeit in diesem Sommer ein Stück näher gerückt; im sozialen Umfeld haben wir hier und da noch daran zu arbeiten.

Das klingt ein bisschen wie im Märchen; diesmal ist es eines über Vielfalt im Sommer 2017.

Autor des Beitrags

Wolfgang Schwarz-Heim

Wolfgang Schwarz-Heim

BUSINESS PROZESS MANAGER

Wolfgang Schwarz-Heims Aufgabe und Position beim TÜV Rheinland ist: Business Prozess Manager, Führungsposition, UB Academy & Life Care.

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